Ehemalige erzählen

Rückblick 05.05.2022: Berufswege Soziale Arbeit

Meine persönliche Zukunftsplanung – wie soll es nach meinem Studium weiter gehen? Wie gelingt der Berufseinstieg? Vier Ehemalige des Departements Soziale Arbeit gaben Einblick in ihren eigenen Berufsweg, berichteten über die Vertiefungsrichtungen und den Sinn des Masters, zeigten auf, wie sie ihre Hürden überwunden haben und auch, welche Rolle ein Netzwerk spielt. Vier ganz unterschiedliche Berufswege, ganz viel Erfahrung und Tipps und Tricks mit dazu!

Die Career Services und das Ehemaligen-Netzwerk organisieren diesen Austausch zwischen aktuellen und ehemaligen Studierenden jährlich für jedes Departement im Format «Berufswege».

Vier verschiedene Personen, vier verschiedene Lebenswege im Beruf, der Bildung und auch Persönlich. Folgende 4 Gäste durften wir begrüssen:

  • Reto Bossi, BSc SA, Sozialpädagoge, Massnahmenzentrum Bitzi
  • Marc Eberhart, BSc SA, Suchtberater, Perspektive Thurgau
  • Simone Meyer, BSc SA, Verantwortliche für die Mobile Jugendarbeit, KJF
  • Eliane Wildhaber, BSc SA, Sozialpädagogin, Wohnheim Varnbüel

Die detaillierten Informationen zu den Werdegängen der vier Gäste sind in der Präsentation zu finden.

Christine Windisch, Studiengangsleiterin BSc Soziale Arbeit und Claudia Moser, Leiterin Career Services Soziale Arbeit, haben durch den Abend geführt. Nicola Diebold, Stv. Leiterin der Alumni Services gab Einblicke in das Ehemaligen-Netzwerk.

Ihr alle habt Zusatzausbildungen. Wie lang sind diese gegangen und wo gemacht? Seht ihr diese als notwendig?

Der Markt an Weiterbildungen und unterschiedlichen Modellen ist riesig. Gerade auch im systemischen Bereich. Oftmals sind auch die Arbeitgebenden interessiert und entsprechend beteiligen sie sich an den Kosten. Bei gewissen Arbeitgebenden gibt es für Absolvierende nach dem Studium eine Sperrfrist (teilweise 2 Jahre).
In Marc’s Fall hat es der Arbeitgeber «verlangt» und war somit notwendig. Er absolvierte die Zusatzausbildung in Radolfzell, auf Empfehlung eines Arbeitskollegen, ist aber in der Schweiz anerkannt. Um am Ball zu bleiben, empfiehlt sich die Ausbildung zeitnah anzugehen.

Simone ergänzt, dass es auch immer wieder Fachtagungen gibt. So können diese spezifisch für den eigenen Arbeitsbereich «rausgepickt» werden.

Auch Eliane hat ein 10tägiges Fachseminar Praxisausbildung an der OST absolviert. Sie konnte parallel zur Ausbildung bereits einen OST-Studierenden begleiten. Das war für sie sehr spannend. Sie appelliert, dass es auch in unserer Verantwortung steht, sich stets weiterzubilden. In der Sozialen Arbeit gibt es so viele Möglichkeiten, das Angebot ist da, nutzt es.

Bei Reto gab es auch Inhouse gewisse Weiterbildungen, die lohnt es zu absolvieren. Nach dem Studium ist man Generalist:in. Man möchte dann der professionellen Arbeit gerecht werden, sich Wissen aneignen, sich spezialisieren.

Der Arbeitsmarkt scheint etwas rar zu sein. Wie soll man vorgehen? Wann habt ihr begonnen, Stellen zu suchen?

Am wichtigsten: Folgt euren eigenen, inneren Interessen. Wo sind meine Interessen? In welche Richtung möchte ich gehen? Was sagt mein Herz? Investiert diese Zeit! Lernt Personen kennen, kommt persönlich in Kontakt, nutzt euer Netzwerk und/oder auch Mentorinnen und Mentoren. Auch beispielsweise eure Dozierenden anfragen. Es werden ständig Türen geöffnet. Erkennt diese, packt die Chance und wenn es mal nicht stimmt, überhaupt nicht schlimm. Auch Blindbewerbungen funktionieren. Wenn ihr eher die zielstrebige Person seid: Setzt euch Ziele und nehmt euch die Zeit, sich darum zu kümmern. Verfolgt diesen Plan.

Seid selbstbewusst und mutig. Ihr seid gesucht! Aktiv und offen sein. Sich persönlich anmelden mit einem Telefonat oder die persönliche Note hineingeben, setzten ein wichtiges Signal.

Die Wahl der Vertiefungsrichtung ist schwierig. Wie erlebt ihr das schliesslich im Beruf? Ging es euch gleich bei der Wahl?

Just go for it! In der Praxis ist es kein Ausschlusskriterium, wenn ihr die eine oder andere Vertiefungsrichtung gewählt habt. Man kann alles lernen. Einfach auch mal ausprobieren. Mutig sein. Nutzt auch die Praxismodule, um so in verschiedene Bereiche zu sehen und oft entstehen auch dadurch mögliche Jobs. Und ganz wichtig: versteckt euch nicht. Argumentiert, wenn ihr gefragt werdet.

Christine Windisch ergänzt, dass das Diplom übergreifend in Sozialer Arbeit ist und beispielsweise nicht spezifisch Sozialpädagogik steht. Diese Thematik sei aber in der neuen Curriculums Entwicklung aber mit aufgenommen.

Sozialpädagogik: Unregelmässige Zeiten ein Abturner?

Die vier Ehemaligen fragen auch bei den Studierenden nach: sind Wochenendarbeiten oder unregelmässige Arbeitszeiten ein Abturner? In der Praxis sehen sie immer mehr, dass es schwierig ist, Absolvierende zu erreichen. Im stationären Bereich zu beginnen sehen sie aber als grosse Chance. Man kann sich richtig hineingeben und die Kommunikation hilft sehr, auch später für die Beratungsarbeit. Erfahrungen sammeln lohnt sich, denn oftmals ergibt sich daraus wieder etwas Neues. Auch eine gewisse Flexibilität gehört einfach dazu.
Oft sind die Institutionen etwas ab vom Schuss und mit ÖV schwer zu erreichen, doch spricht mit den Vorgesetzten, eine Lösung gibt es immer.

Einblicke in verschiedene Organisationen helfen unglaublich! Unterschiedliche Kulturen usw. helfen auch für die eigene Positionierung. Einfach Mut haben, es sich «mal anschauen», 2-3 Jahre vergehen schnell und man kann sich danach weiterbewegen.
Teilweise werden auch Springerfunktionen oder Aushilfen gesucht. Ein zweites Bein irgendwo drin haben, kann ebenfalls von Vorteil sein.

Wie sieht es mit dem Master aus? Was hat euch dazu bewegt? Welchen Mehrwert gibt es?

Simone sieht es einerseits als Vertiefung, geht ihr aber andererseits auch um die Politische Ebene. Man lernt unglaublich viel, kann mehr mitgestalten und entwickeln mit einem Master, gewinnt an Haltung und Selbstvertrauen! Und den Master schafft man ;-)
Marc wollte zuerst mal Berufserfahrung sammeln und sich dann für Weiterbildungen entschieden.
Für Reto ist es beinahe «zwingend» einen Master zu absolvieren. Rein von der Professionalisierung her. Man kann danach viel bewegen und der Master eröffnet wieder neue Möglichkeiten.
Eliane hatte «genug» von Schule und hat sich nach dem Abschluss der Arbeit hingegeben. Sie absolviert gerade den ersten CAS und sieht den Mehrwert in der Mitbestimmung und -wirkung mit dem Masterabschluss.

Mit welcher Lohnvorstellung darf man ins Gespräch gehen? Und gibt es überhaupt eine Lohnverhandlung?

Die Empfehlung des Berufsverbandes ist bei rund CHF 6'500. Und ja, ihr dürft euch für euch einsetzen, kämpft und steht dafür ein. Mit einer klaren Vorstellung ins Gespräch gehen, je nachdem Bedingungen aufstellen und sicher für sich selbst einen Handlungsspielraum setzen sowie auch mögliche andere Lohnbestandteile beachten.

Wieviel Prozent arbeitet ihr?

70 / 80 / 80 / 70.
Viele Stellen sind auch so ausgeschrieben. Möchtet ihr mehr arbeiten, lohnt es sich auch bei diesem Arbeitgebenden nachzufragen oder auch eine zweite Stelle anzunehmen. Kann ebenfalls eine spannende Möglichkeit sein.

Ich habe schon viele Stationen gesehen. Ist das in der Berufswelt eher kontraproduktiv?

Verschiedene Blickwinkel sind sicher von Vorteil. So ist man bereits mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt gekommen, kann in schwierigen Situationen sicher auch anders umgehen und handeln. Kommt schlussendlich dann aber individuell auf die Person an, die sich bewirbt.

Ein letztes Wort. Was gebt ihr den Studierenden abschliessend mit auf den Weg?

Simone: alles was ihr auch ausserhalb des Berufs mitbringt erwähnen/nutzen und wichtig: Natur, Kunst, Hobbys usw.
Marc: im Gespräch bleiben, redet, setzt euch Ziele, bringt Personen zusammen
Reto: seid aktiv bereits während Studium, nutzt und baut ein Netzwerk auf
Eliane: Freude und Humor nicht verlieren und eine Prise Gelassenheit auf den Weg nehmen

Beim anschliessenden Apéro hatten die Studierenden nochmals die Möglichkeit, sich mit den Ehemaligen auszutauschen und individuelle Fragen zu stellen.

Hier geht es zu den Informationen zum Alumni Veranstaltungsangebot und dem Angebot der Career Services der OST.

Text: Nicola Diebold
Fotos: Julia Koch, Nicola Diebold

IMG_0375