Rückblick 26.11.2020: «Berufswege» – Wirtschaft
Von der Marketerin, über die Personalerin, bis hin zum Banker und dem Selbständigen – vier unterschiedliche Berufswege geladen voll mit persönlichen Erfahrungen. 18 Studierende des Departements Wirtschaft haben am Donnerstagabend, 26. November virtuell den vier Ehemaligen auf den Zahn gefühlt und nahmen wertvolle Tipps und Tricks für ihren eigenen Berufsweg mit.
Das Career Services und die Alumni Services organisieren diesen Austausch zwischen aktuellen und ehemaligen Studierenden jährlich für jedes Departement im Format «Berufswege».
Wir durften folgende Gäste begrüssen:
- Die Marketerin, Esther Gantenbein, Beratungsgruppenleiterin, Ammarkt AG (BSc 2016, MSc 2018)
- Die Personalerin, Romana Giarrizzo, Stv. Leiterin Human Resources, Stadler Rheintal AG (BSc 2016)
- Der Banker, Raphael Stein, Privatkundenberater, Raiffeisenbank Regio Uzwil (BSc 2018)
- Der Selbständige, Benjamin Vidas, COO & Co-Founder, eduwo (BSc 2014, MSc 2016)
Die detaillierten Informationen zu den Werdegängen der drei Gäste sind in der Präsentation zu finden. Katrin Meier, Leiterin Career Servies Wirtschaft und Nicola Diebold, Stv. Leiterin Alumni Services, haben durch den Abend geführt. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Selbständigkeit schön und gut, doch auf was hat dich das Studium am wenigsten vorbereitet?
Benjamin: Unerwartetes gibt es immer. Das Studium gibt einem sehr viel Werkzeuge und Grundlagen mit auf den Weg, wie man Probleme lösen bzw. an sie herangehen kann. Selbständig ist einfach anders als angestellt zu sein, dessen sollte man sich bei der Wahl in die Selbständigkeit bewusst sein. Wie man Mitarbeitende führt lernt man im Studium in der Theorie. Erst später in der Praxis treten unterschiedliche Probleme auf. Doch haben die vielen Gruppen- und Praxisarbeiten während dem Studium wichtige Grundsteine gelegt und darauf vorbereitet.
Bereust du die Selbständigkeit?
Benjamin: «Nein, würde es nochmals wagen, noch nie bereut». So Benjamin. Er hat sich einfach gesagt: ich muss es einfach machen, wenn es in die Hosen geht, dann habe ich es wenigstens versucht, sonst hätte ich es bereut nicht ausprobiert zu haben.
Selbständigkeit ist nicht für Jedermann. Der Vorteil wenn sich mehrere zusammentun: Komplementäre Ergänzungen aller Erfahrungen und Wissen. Tipps: schon jetzt Geld auf die Seite legen für den Start, Investoren suchen kannst du immer noch.
Ich handle gerne mit Aktien, habe verkäuferisches Talent. Passt mein Profil in eine Bank?
Raphael:Könnte durchaus passen. Es empfiehlt sich ein Trainee-Programm in einer Bank zu absolvieren. So hat man Einblick in diverse Abteilungen und merkt schnell, ob Kundenberater oder allenfalls Händler etwas für einem selbst ist.
Der Einstieg im HR ist nicht ganz einfach. Plan B, falls keine Stelle nach dem Studium?
Romana hatte keinen Plan B, sie wollte unbedingt ins HR. Als Einstieg hat sie ein Praktikum gewählt und ja, es war langweilig. Aber mit dem Wissen, dass es einfach dazu gehört, um einen Fuss in den Bereich zu setzen: Kopf runter und durch, danach gehen Türen auf und man kann sich weiterentwickeln.
Das Spannende ist: der Einstieg ist harzig, doch die Karrierechancen danach steigen im Vergleich zu anderen Jobprofilen schnell. Das HR ist jeweils Nahe am Management. Also Gas geben, sich einen Namen machen und vorwärtskommen.
Was für Optionen gibt es, um ins Marketing einzusteigen?
Esther: Marketing ist vielseitig und abwechslungsreich. In diesem Jobprofil kommt es sehr darauf an, was du für einen Rucksack nach dem Bachelor hast. Es lohnt sich, bereits während dem Studium Erfahrungen zu sammeln: irgendwo im Social Media Bereich mitwirken, mithelfen bei der Pflege einer Website, usw. Alles Mögliche, was du schon während dem Studium an Erfahrung sammeln kannst, hilft!
Bei Esther in der Agentur: Einstieg nach dem Bachelor normalerweise über ein Praktikum. Mit Erfahrung gibt es den Direkteinstieg als Junior Berater/in. Praktikas haben aber auch Vorteile: Dauer 6-12 Monate, Einblicke in diverse Projekte und Bereiche, Welpenschutz und der Fuss ist bereits drin. Empfehlenswert für den Bewerbungsprozess ist sicher bereits Mai zu starten (falls Abschluss im Sommer). Die Stellen bei Agenturen werden selten publiziert, deshalb unbedingt auch Initialbewerbungen schreiben.
Was waren eure Stolpersteine?
Raphael, der Banker: er hat zuerst nur gezielt Unternehmen gesucht, die mit Sport etwas zu tun hatten. Die Berufserfahrung hat ebenfalls gefehlt. Je nach Background sei es schwierig als QuereinsteigerIn.
Romana, die Personalerin: hat sich nicht bewusst überlegt, was es überhaupt alles gibt und hat den Link von der Theorie in die Praxis nicht gemacht. Den alten Hasen als junger EinsteigerIn nicht unbedingt zeigen wollen, wie es läuft – Fingerspitzengefühl sei gefragt. Die Welt wartet nicht auf einen, nur weil man den Bachelor und Master Abschluss hat.
Benjamin, der Selbständige: es ist nicht alles planbar. Mut zur Veränderung haben. Fehlende Berufserfahrung. Und das fehlende Wissen, was man zu Beginn wirklich möchte.
Esther, die Marketerin: man merkt erst, wenn man an einem Ort ist, ob man das möchte oder nicht. Einfach mal in eine Richtung laufen und den Mut haben etwas zu verändern. Direkt nach dem Studium nicht zu hohe Erwartungen haben.
Alle: Jede und jeder hat Stolpersteine während oder auch nach dem Studium. Überlegt bewusst, was will ich und was nicht. Auftritt des Unternehmens, die Werte, Rückmeldungen/Erfahrungen von den Mitarbeitenden dort mit in die Entscheidung einfliessen lassen. Auch den Mut haben, etwas auszuschliessen. Menschen abholen, Fingerspitzengefühl zeigen, damit man nicht am Ziel vorbeischiesst. Ehrgeizig sein, etwas untendurch gehen und beweisen, dass man den Herausforderungen gewachsen ist. Gas geben in einer Position und sich danach stetig weiterentwickeln.
Wie wichtig ist die Vertiefung?
Alle vier sind sich einig: die Vertiefung ist gar nicht soooo essenziell wichtig. Man verbaut sich nichts, wenn die «falsche» Vertiefung angestrebt wurde. Wichtig erscheint den vier Ehemaligen, dass die Leidenschaft für den Beruf/Bereich vorhanden ist und man versucht diese und sich selbst bestmöglich zu verkaufen. Auch wenn die Berufserfahrung fehlt: verkauft euch gut und steht für euch ein! Die diversen Projektarbeiten und Grundwerkzeuge aus dem Studium haben so viel beigetragen, zeigt diese auf. Im Lebenslauf nicht einfach die Tätigkeiten auflisten, sondern den Fokus auf die Highlights setzen. Was hat man alles erreicht in den Praxisarbeiten. Auch welche Rolle das man eingenommen hat und daraus was resultierte…et cetera.
Und wie steht es um die Wichtigkeit eines Masters?
Benjamin hat den Master direkt nach dem Studium absolviert. Aber mehrheitlich, weil er es «hinter sich» bringen wollte. Der Flow hält nach dem Bachelor meistens an, um gleich weiterzumachen. Der Aufbau des Masters war sehr logisch und orientiert sich am Lebenszyklus von einem Unternehmen. Für den Berufseinstieg aber nicht unbedingt notwendig. Je nach Unternehmen/Branchen kommt aber oft die Frage nach dem Master. Wird eine Spezialisierung angestrebt, ist er sicher hilfreich. Mit dem Master an der FHS bzw. neu der OST wurde ein hilfreiches Simulationsspiel gespielt – das war eine tolle Erfahrung und ist sehr in Erinnerung geblieben!
Raphael ist der Meinung, dass auch mithilfe von internen Weiterbildungen oder einzelnen CAS eine Weiterentwicklung stattfinden kann. Kommt auf die Persönlichkeit und Branche an. Er hat sich nun aber doch noch für einen Master an der OST entschieden.
Netzwerke: welche Rolle, haben diese bei euch gespielt?
Es läuft sehr viel über Kontakte und wird immer wichtiger. Bereits während dem Studium versuchen ein Netzwerk aufzubauen. Niemand weiss alles, so können einfach und unkompliziert Personen angefragt werden. Für Privates und Berufliches hilfreich. Es entstehen dadurch auch Möglichkeiten für ein Interview bis hin zu Türöffner für Jobs. Bleibt aber immer noch menschlich und nutzt das Netzwerk nicht aus.
Was gebt ihr den Studierenden mit auf den Weg:
Schaut was ihr gerne macht, dann seid ihr auch bereit, extra Einsatz zu geben. Macht nicht einfach das, was die Gesellschaft vorschreibt. Habt Freude und Spass an euren Tätigkeiten. Nutzt die Netzwerke schon während dem Studium. Bewahrt immer den Überblick, lernt zu priorisieren. Seid euch «nicht zu Schade» für gewisse operative Tätigkeiten, alles bringt einem weiter. Auch mutig sein, Stelle, Branche, Bereich zu wechseln. Und das Wichtigste: geniesst die Studienzeit!
Einige hilfreiche Links und Plattformen:
- Job-Plattform für Studierende und Absolvierende der OST – Ostschweizer Fachhochschule
- Job-Plattform der FH SCHWEIZ (Dachverband aller FH-Absolvierenden)
- Eduwo: Plattform zur Suche & Bewertung von Studium und Weiterbildung (Gründer Benjamin Vidas, Ehemaliger der FHS St.Gallen)