«Ich bin nicht so fürs Normale»

Absolvent Betriebsökonomie

«Durch das Mentoringprogramm des Career Centers habe ich meinen Mentor kennengelernt. (...) Er hat mir auch den Kontakt zu Stadler Rail vermittelt.»

  • Abschluss: FHS in St.Gallen Betriebsökonomie 2019
  • Arbeitgeber: Stadler Rail in Italien
  • Funktion: Leiter Finanzen und Controlling 

Lars Bittel ist ein unkonventioneller Charakter, der seine eigenen Wege sucht. Dafür springt er auch schon mal ins kalte Wasser. Jetzt hat es ihn nach Venedig verschlagen. Im Herbst 2019 hat er seinen Bachelor in Betriebsökonomie an der FHS-OST abgeschlossen und ist direkt danach bei Stadler Rail im Finanzbereich eingestiegen. Seit einem Jahr ist der 28-Jährige für den Schienenfahrzeugbauer in der Stadt der Gondoliere tätig. Dort ist er als Leiter der Abteilung Finanzen und Controlling für ganz Italien verantwortlich. Eine steile Karriere.

Ohne Italienisch nach Venedig
Ohne ein Wort Italienisch zu sprechen, kam er nach Venedig und hat sich auf eigene Faust eine Wohnung gesucht. Im Land ist er – wie es sich für sein Unternehmen gehört – mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Ein Auto hat er nicht – in Italien immer noch eine kleine Sensation. «Was ich vermisse, sind die Gespräche unter Freunden. Dafür reicht mein Italienisch noch nicht. Business Sprache ist bei uns Englisch. Aber ich liebe die südländische Lebensart, das italienische Essen und die Menschen», so der Italienfan. Seine Arbeitstage sind lang, da bleibt kaum Zeit für Hobbies. Gewöhnungsbedürftig sei für ihn die italienische Bürokratie. Alles gehe viel langsamer und auch nicht immer so, wie es sollte. Aber er kommt damit klar, so wie er immer mit allem klargekommen ist.

Schon im Studium ins Ausland
Lars Bittel, im belgischen Brügge geboren und in St.Gallen aufgewachsen, ist offen und kommunikativ. Er bewegt sich gerne in internationalen Gefilden. Bereits zu Studienzeiten hat er ein Auslandsjahr eingelegt, ein Semester im Bereich International Finance in Frankfurt studiert und eins an der Nanyang Polytechnic in Singapore verbracht. Dafür hat er sich sein eigenes Programm zusammengestellt und musste sein Studium um ein Jahr verlängern. «Das hat sich gelohnt, die Auslandserfahrungen möchte ich nicht missen. Es war eine unglaublich bereichernde Zeit.»

Mentor als Türöffner
Freundschaften und persönliche Netzwerke sind ihm sehr wichtig. Beziehungen helfen, an Informationen zu kommen und Erfahrungen auszutauschen. Es gab immer wieder Menschen, die ihn auf seinem Weg unterstützt haben. Eine wichtige Person war sein Mentor. «Durch das Mentoringprogramm des Career Centers habe ich meinen Mentor kennengelernt. Wir haben uns gut verstanden. Auch als das offizielle Programm beendet war, haben wir unseren Austausch weiter gepflegt. Er hat mir auch den Kontakt zu Stadler Rail vermittelt.» Dort habe er sich vorgestellt und kurz danach den Vertrag erhalten. Die Empfehlung seines Mentors war die Eintrittskarte ins Unternehmen. Doch dann kam die Bewährungsprobe: ein Auftrag in Serbien, alle Unterlagen auf Serbisch in kyrillischer Schrift und ein völlig anderes Buchhaltungssystem. Was tun? Ein serbischer Studienfreund half beim Übersetzen und das fremde System zu verstehen. «Man muss sich zu helfen wissen und die Probleme lösen», so sein Credo.

Hidden Champions
Welche Wünsche hat er für seine Zukunft? «Ich hätte gerne mehr Zeit zum Reisen und möchte noch andere Kulturen kennenlernen, Amerika oder Südamerika zum Beispiel. Mich interessiert, wie die Leute leben.» Aber erstmal zieht seine Freundin aus Deutschland zu ihm. Ob sie als Psychologin in Italien arbeiten kann, wird sich zeigen. Wenn Lars Bittel beruflich in die Ferne schaut, kann er sich vorstellen, sich einmal selbständig zu machen oder mit Gleichgesinnten ein kleines Unternehmen zu führen. Den Podcast «Hidden Champions» fand er total inspirierend. Er kann sich auch vorstellen, im Privaten die Rollen neu zu verteilen und als Hausmann von zu Hause zu arbeiten. Wichtig sei für ihn, etwas Sinnvolles zu tun und nach seinen Wertvorstellungen zu leben.

Erschienen im September 2022:  OSTpunkt Magazin