Den grössten Raupenkran und 26’000 Kubikmeter Beton für die neue Olma-Halle
Rückblick: 16.06.2021 Besichtigung Grossbaustelle Olma
Zwei Fussballfelder gross soll sie sein: Die neue Olma-Halle 1. Vergangenen Mittwoch durften wir die Baustelle zusammen mit dem Bauleiter besichtigen. Er sprach über Herausforderungen bei der Bauplanung, verriet uns, wie viele Tonnen Beton verarbeitet werden und warum der grösste Raupenkran der Schweiz hermuss.
18 Uhr. Wir stehen mit orangem Schutzhelm und oranger Schutzweste ausgerüstet auf einer Stahltreppe, hochmotiviert, etwas über den Bau der neuen Olma-Halle 1 zu erfahren. Um mich herum viel Schutt, Beton, diverse Baumaterialien, und rund 44 weitere Alumni-Mitglieder.
Es ist einer der ersten vor-Ort-Events, den wir dieses Jahr durchführen können. Die Erleichterung der Anwesenden über die Bundesrats-Lockerungen ist spürbar – und der Anlass ein Erfolg.
Persönliches Interesse am Bau
Die Teilnehmenden haben sich an diesem Mittwochabend zur Baustellenbesichtigung eingefunden – einige gar mit persönlichem Interesse daran. Eine Anwesende sagt: «Ich fahre täglich an der Baustelle vorbei.» So könne sie den Fortschritt beobachten.
Aufgeteilt in zwei Gruppen geht’s los: Eine Gruppe zieht los zur Baustellenbesichtigung, die andere bleibt im Sitzungszimmer mit Christine Bolt, Direktorin Olma Messen St.Gallen, und Ralph Engel, Leiter Bereich CongressEvents sowie alumniOST-Mitglied, und bekommt erst Einsicht in Baupläne, Zahlen und Fakten, die Geschichte und die Organisation der Olma sowie des Projektteams der Halle 1. Im Anschluss wird gewechselt.
Schutt, Geröll und Sand
Verlässt man das Sitzungszimmer, befindet man sich unmittelbar an jener Stelle, wo später der äusserste Punkt der «Plattform» sein wird. Diese Plattform soll Sattelschleppern ermöglichen, um die gesamte Halle 1 fahren zu können. Sich das vorzustellen, erweist sich aktuell als herausfordernd: Noch liegen überall Kieselsteine, Sand, Eisenstangen, Kabel und Schläuche. Bis in wenigen Monaten sollen alle diese Baumaterialen der Halle 1 gewichen sein.
Rund 26'000 Kubikmeter Beton werden während des Baus verarbeitet – das entspricht der Menge von 213'000 gefüllten Badewannen. Die fertige Eventlocation umfasst inklusive Foyer 160 mal 90 Meter – dies steht einer Grösse von zwei Fussballfeldern gleich. Mit Kapazität für 12'000 Besucherinnen und Besucher soll sie 14 Meter hoch und mit einer individuell für jeden Anlass einstellbaren Beleuchtung ausgestattet sein.
Wem die Konstruktion der Halle zufiel, wurde mittels Wettbewerbs eruiert. Das Rennen gemacht haben Architekt Ilg Santer aus Zürich, Ingenieur Pedrazzini Guidotti aus Lugano und META Landschaftsarchitektur aus Basel (Olma Messen St.Gallen berichtete).
Herausfordernde Geometrie und Lage
Die Olma-Halle 1 kommt zwischen dem SBB-Bahntunnel – dem Rosenbergtunnel – und der Autobahn zu liegen und grenzt an die bestehenden Olma-Hallen. Die Geometrie zu definieren, habe das Projektteam gefordert, denn «die Autobahn und der SBB-Tunnel verlaufen in eine Richtung. Die Halle 1 soll in einem 35-Grad-Winkel dazu liegen», sagt der Bauleiter. «Herausfordernd war zudem, den Bau der Überdeckung so auszuarbeiten, dass später die dritte Tunnelröhre gebaut werden kann, ohne dass der fertiggestellten Halle 1 etwas geschieht.»
«Es gibt kaum Schlimmeres als permanenten Durchgang während eines Baus.»
Bauleiter Projekt «Halle 1»
Während der Besichtigung geht ein Passant mitten durch die Baustelle, vorbei an unserer Gruppe. Denn mitten durch die Baustelle hindurch führt ein Radweg von nationaler Bedeutung. «Das ist eine weitere Herausforderung», so der Bauleiter. «Es gibt kaum Schlimmeres als permanenten Durchgang während eines Baus.»
Ausserdem gestalte sich die Planung unter aktuellen Covid19-Umständen schwierig: «Stahlpreise schiessen in die Höhe, Lieferfristen werden länger.» Auch das Arbeiten nachts schränke ein, sagt der Bauleiter. Und laut Vorschrift dürfe kein Material mit dem Kran über die Autobahn transportiert werden. «Als Lösung bietet sich hier zum Beispiel das Schwenken der Betonträger über die Baustelle an.»
Grösster Raupenkran der Schweiz
Die Betonträger übernehmen beim Bau wortwörtlich eine tragende Funktion. Sie garantieren den sicheren Stand der Betonwände und werden alle drei Meter versetzt in die Mauern eingebaut. Ein solches Bauelement wiegt rund 60 Tonnen, Spezialbetonträger jedoch mehr: «Diese kann nur der grösste Raupenkran der Schweiz transportieren. Er ist 150 Meter hoch und 1000 Tonnen schwer.»
Eine weitere Besonderheit der Halle 1 ist der sogenannte Gastrotunnel: Kulinarisch bewirtschaftet wird die Halle 1 von der Säntis Gastronomie AG, die sich in Olma-Halle 3 befindet. «Der Gastrotunnel sorgt für einen einfachen, schnellen und reibungslosen Transport des Essens von Halle 3 zur Halle 1.»
Ziel des Baus ist sowohl die Entwicklung neuer Eventformate als auch eine Vergrösserung des Olma-Areals für Grossveranstaltungen. Hinzukommt die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur, die bisherige sei veraltet. Ausserdem schläft die Konkurrenz nicht: Bern, Basel und Dornbirn hätten in den letzten Jahren massiv in die Messeinfrastruktur investiert. Durch den Bau wolle man die Messestadt St.Gallen besser im Markt positionieren und mit der erweiterten Infrastruktur werde das vorhandene Marktpotenzial besser ausgeschöpft, heisst es auf der Website der Olma-Halle 1.
164 Millionen Schweizer Franken
Aktuell steht die Hälfte des Rohbaus. Nun stehe die Autobahnüberdeckung bevor, deren Wände partiell bereits betoniert sind. Bis Anfang letzten Jahres aber tatsächlich der Startschuss zum Bau gefallen ist, hatte das Bauprojekt viele Stationen zu durchlaufen: Die Idee zum Bau einer neuen Halle 1 liegt heute acht Jahre zurück. Zwischenzeitlich mussten je eine Bewilligung respektive Zustimmung vom Kanton, der Stadt und vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) eingeholt sowie die Finanzierung abgesichert werden.
Die Totalkosten des Projekts «Halle 1» belaufen sich auf rund 164 Millionen Schweizer Franken. Deren Grossteil, rund 132 Millionen Schweizer Franken, trägt die Genossenschaft Olma Messen St.Gallen. Weitere Kostenträger sind der Kanton und die Stadt St.Gallen sowie ein Agglomerationsprogramm. Man rechnet mit einer Wertschöpfung von bis zu 200 Millionen Schweizer Franken jährlich.
Projektabschluss bis Ende 2024
Aktuell noch schwer vorstellbar – bis in wenigen Monaten Realität: Umherliegendes Schuttmaterial weicht Betonträgern, Wänden und 230 Tiefgarage-Parkplätzen mit Spiralrampe. Ende 2022 sollen die Betonarbeiten an Dach und Halle abgeschlossen sein, 2023 folgt der Innenausbau. Läuft alles nach Plan, finde die Olma 2023 bereits in Halle 1 statt, sagt Ralph Engel, Leiter Bereich CongressEvents und Alumni-Mitglied. Im Idealfall fallen im Jahr 2024 lediglich noch Feinarbeiten an. «Offizieller Projektabschluss ist Ende 2024.»
Hinweis für Anwohnende: Ab dem 26. September 2021 ist die Autobahn in beide Richtungen von 22 Uhr abends bis 4.30 Uhr morgens aufgrund der Bauarbeiten gesperrt.
Die eindrückliche Besichtigung schliessen wir Olma-konform mit Bratwurst und Bier ab.
Text: Jasmina Henggeler
Fotos: Jasmina Henggeler, Nicola Diebold, Michael Federer
Olma Messen St.Gallen
Ihren Ursprung haben die Olma Messen St.Gallen im Zweiten Weltkrieg. Auf die erste Durchführung der OLMA im Jahr 1943 folgte 1953 die Gründung der Genossenschaft. Heute haben die Olma Messen St.Gallen drei Geschäftsbereiche mit 74 Mitarbeitenden. Jährlich zählt das Olma-Areal rund 700'000 Besucher:innen.