Ehemalige erzählen

Rückblick: 25.05.2021 Berufswege Gesundheit

Mit ihrem persönlichen Werdegang, Tipps und Tricks zum Berufseinstieg und hilfreichen Informationen zu ihren Berufen, inspirierten drei Ehemalige aus dem Departement Gesundheit die aktuellen Studierenden am Dienstagabend, 25. Mai 2021 – und das virtuell.

Die Career Services und die Alumni Services organisieren diesen Austausch zwischen aktuellen und ehemaligen Studierenden jährlich für jedes Departement im Format «Berufswege».

Wir durften folgende Gäste begrüssen:

  • Nadja Böhi
    BSc, Berufsfachschullehrperson, Höhere Fachschule Pflege
  • Stefan Märki
    BSc, Klinischer Fachspezialist, Klinik für Urologie Kantonsspital Winterthur
  • Alexandra Natter
    BSc, Pflegeberaterin, Klinik Hirslanden Stephanshorn

Die detaillierten Informationen zu den Werdegängen der drei Gäste sind in der Präsentation zu finden.

Magdalena Hilfiker, Leiterin Career Services Gesundheit, hat durch den Abend geführt.

Nadja Böhi

hat einen vielfältigen Arbeitsalltag als Berufsfachschullehrperson. Ein Mix zwischen Tutorat, Vorlesungen, ein praktischer Teil mit Skillstraining. Jede Woche ist anders auch von den Arbeitstagen her. Die Vorbereitungszeit ist intensiv. Man gibt Expertenwissen weiter und muss den Berufsschülern immer «einen Schritt voraus sein». Von der Pflegepraxis zur Berufsschule hat sich in ihrem Leben einiges verändert: keine Schichten mehr, keine Nachtwache. Dafür Vorbereitungszeit, die nicht zu unterschätzen ist, aber selber eingeteilt werden kann. Um am Puls der Aktualität zu bleiben, sind die Berufsfachschullehrpersonen verpflichtet in die Praxis reinzuschauen und im Austausch zu bleiben.

Ein langer Ausbildungsweg – wie kommt man zu so einer Stelle? Nadja ist sehr blauäugig in die Bewerbungsphase gegangen. Die Stelle war ausgeschrieben, sie konnte das Anforderungsprofil eigentlich gar nicht erfüllen. Dennoch wurde sie zum Gespräch eingeladen und dies war so der richtige Weg für sie. Sprich: Zuerst Stelle an einer Schule haben, auch wenn noch keine pädagogische Ausbildung vorhanden ist. Die Ausbildung kann anschliessend berufsbegleitend absolviert werden.

Zum Anforderungsprofil: Immer eine Stufe höher in der Ausbildung als, welche Studierenden man unterrichtet. Mit einem Bachelor kann also nur HF unterrichtet werden, wenn FH müsste einen Master abgeschlossen werden. Für Nadja kam das nicht in Frage.

Was hat dir dein FH-Studium inhaltlich genützt? Rein vom Wissensniveau her der HF ein Ticken voraus zu sein. Mit der FH hat man einen gesamtheitlichen vertiefteren Einblick in das Ganze. Gerade auch weil berufsbegleitend studiert. Das FH-Studium zeigt einem auch auf, wie Studien zu interpretieren sind, die neuste Inhalte an der Basis und vor allem auch wie komme ich zum neusten Wissen. Das analytische Denken wurde stark gefördert: Pflegeplanung, analysieren, Phänomene erkennen.

Ist es in deinem Job möglich, die Lehrertätigkeit mit Familie zu vereinbaren? Ja, das Pensum zu reduzieren war zum Glück gut möglich und dadurch, dass die Stundenpläne ein halbes Jahr voraus definiert sind, können die Arbeitstage gut geplant werden.

Was verdient man als Berufsschullehrerin? Ist kantonal geregelt mit Lohnklassen und Lohnstufen. Kommt zusätzlich auf die Ausbildung/Weiterbildung an. Nach der FH ohne Pädagogische Ausbildung CHF 100'000 bis 110'000 pro Jahr. Mit PH dann zwei Lohnstufen höher eingestuft worden und alle vier Jahre wird man neu eingestuft. Maxium CHF 124'000. Zu den Dienstjahren wird beispielsweise auch das Arbeitsverhältnis im Kantonsspital dazugezählt.

Wie viele Jahre Berufserfahrung hattest du bevor du gewechselt hast und wie weit muss die Erfahrung fundiert sein? Nadja hatte insgesamt 5 Jahre vorher, keine verkürzten Ausbildungen, das gab es damals noch nicht. Grundsätzlich findet sie, dass je mehr Erfahrung ich selber mitbringen kann, desto besser kann ich auch argumentieren. Sie selbst ist sehr froh um diese 5 Jahre. Werde als Lehrperson respektiert, weil ich schon vieles gesehen, erlebt und diverse Funktionen durchstrebt habe.
 

Alexandra Natter

Wie gelingt der Berufseinstieg? Alexandra, kann sich gut an den ersten Arbeitstag erinnern, war sehr nervös. Der Tag wird plötzlich nicht mehr besprochen, Medikamente nicht kontrolliert. Aber gut gestartet. Sie konnte gleich im Stephanshorn weiterarbeiten, was erleichternd war, weil sie nicht ganz alles neu lernen musste.

Wie lange dauerte es, bis du dich in deiner Rolle gefunden hast? Alexandra hat sicher ein Jahr gebraucht bis sie in ihrer Rolle war. Aber sie steht immer wieder vor neuen Herausforderungen und Situationen. Sie selbst werde nun auch selber gefragt, was ein schönes Zeichen ist.

Lohnverhandlung ja, aber wie? Und wie viel kann man erwarten? Am Bewerbungsgespräch selber hatte Alexandra gar keine Möglichkeit zum Diskutieren. Sie hatte sicher aber auch nicht gewehrt, weil sie die Stelle unbedingt wollte und der Einstiegslohn gepasst hat. Dieser war bei CHF 5900.

Du arbeitest noch 20% als Pflegeberaterin, was machst du dort genau? Sie kann jede Woche einen Tag für diese Funktion einsetzen. Gemeinsam mit allen Pflegeberaterinnen und Pflegeberatern werden neue Probleme, die auftreten besprochen. Alle Stationen, die ein/e Patienten/in durchläuft sind betroffen. Neue Richtlinien und Standards werden durchgenommen. Dieser Austausch geht einen halben Tag. Am Nachmittag werden Fälle besprochen, Journale von FH-Studierenden gelesen. Des Weiteren läuft Alexandra bei der Pflegeberatung mit einer Person mit pro Tag und gibt dann am Nachmittag ein konstruktives, wertschätzendes Feedback: Pflegequalität, Weiterbildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.

Du bist noch recht jung für diese Position. Wie war die Akzeptanz? Am Anfang war ihr schon etwas mulmig, weil auch sehr langjährige Mitarbeitende dabei. Alexandra wurde schliesslich aber sehr gut akzeptiert und bestärkte die Mitarbeitenden und führt einen offenen Umgang.

Was gefällt dir am besten an deinem Beruf? Bei Prozessänderungen oder neuen Materialien wird man immer als erstes informiert und involviert. Probleme und Unsicherheiten nehmen wir mit vom Team in die Gesamtdiskussion mit und Neuheiten wieder zurück ins Team, damit die Pflegequalität stets hochgehalten werden kann.

SVEB Kurs? Praxisausbildnerin über ein halbes Jahr und an PH Lerninhalte wie Lernstrategien, was beachten, Reflektion, Modelle & Theorien (cognitive preventive ship). Und das Wichtigste: Lernen ist immer mit Emotionen verbunden. Im Betrieb braucht Alexandra die Inhalte des SVEB vor allem auch für die Betreuung von FH-Studierenden.
 

Stefan Märki

Was machst du als klinischer Fachspezialist inhaltlich? Es gibt ganz verschiedene Namen dafür, der meist gehörte ist jedoch «Clinical Nurse». Es geht vor allem um stationsärztliche Sachen wie Visiten auf den Stationen und um die Unterstützung der Assistenz Ärzten. Ca. 20% sind prästationäre Sprechstunden, also vor dem Aufenthalt letzte Fragen zur Aufklärung, Antibiotika anschauen und verordnen. Als klinischer Fachspezialist ist man auch die primäre Ansprechperson der Station für Medikamente, Notfallaufnahmen und auch generelle Fragen.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei dir aus? Gibt es den überhaupt? Start morgens um ca. 6.30 Uhr, später stresst man sich nur selber. Dann wird zuerst in alles eingelesen: Diagnosen, Neueintritte, Medikamente. Um 7.30 bis 8 Uhr folgt der Ärzterapport im Plenum. Von 8 bis 10 Uhr ist man auf Visiten und begleitet Austritte. Gegen Mittag müssen Infekt-Geschichten kontrolliert und Anpassungen bei den Medikamenten vorgenommen werden. Zwischen allem werden die Rapporte und der nächste Tag vorbereitet. Am Nachmittag gilt es die Rapporte für die Operationen vorzubereiten und Verordnungen umzusetzen. Dann nochmals auf Visiten mit den Kaderärzten. Zwischendurch kommen viele Fragen von diversen Abteilungen, Befunde zum Besprechen, etc. Rund 70-80% sind administrative Tätigkeiten: Dokumentieren, Telefonieren, Befunde entgegen nehmen usw.

Arbeitstage: Mo-Fr Frühdienst. Überstunden schwanken bis eine Stunde mehr pro Tag.

Wie gross ist dein eigenständiger Handlungsbereich? Mittlerweile ist er relativ gross geworden. Anfangs war Stefan gar nicht selbständig: fachspezifisches Knowhow und Sicherheit hat gefehlt. Es ging mindestens 1 Jahr bis die Abläufe, Schemas, Ansprechpersonen verinnerlicht waren. Stefan darf grosses Vertrauen vom ganzen Team erfahren und ist gut integriert.

Ein lachendes und weinendes Auge: Wir haben 11'000 stellen in der Pflege offen, unterstützen mit dieser Stelle aber die Ärzte. Zu kritisch? Das stimmt natürlich schon teilweise, weil man pflegerisch keine typischen Tätigkeiten mehr macht. Andererseits werden die Ärzte und auch die Pflege an sich entlastet: Abläufe gestalten sich viel effizienter, es gibt immer eine Ansprechperson gerade auch bei chirurgischen Angelegenheiten. In der Pflege wäre man sonst blockiert, weil die Ärzte in Ops sind. Da man als klinischer Fachspezialist das Meiste weiss, können alle vorwärtsschaffen. Als Bindeglied zwischen Pflege und Ärzten profitieren die Patienten:innen sehr, Prozesse werden optimiert, eine Ansprechperson ist immer da. Die Anerkennung und auch Kompetenzen werden immer mehr.

Clinical Assessment. Setzt du das ein oder kommt es weniger zum Tragen? Stefan braucht es eigentlich täglich. Abdomen und Thorax. Auch zum Argumentieren kommt es einem immer zu gute.

Was sind die Sonnen-, was die Schattenseiten deines Stellenprofils? Sonne: selbständiges Arbeiten, nicht an Station gebunden, viel Freiheiten. Schatten: Einstiegsphasen und -hürden gross, Fachkompetenz aneignen. Chirurgisches kennt man kaum. «Ich bin kein Arzt» - muss sich etwas beweisen. Ärzte kennen unsere Ausbildung gar nicht richtig. Und Assistenzärzte wechseln oft, sprich, als klinischer Fachspezialist muss man sich immer wieder neu etablieren, weil nicht alle dies kennen.

Was ist das wichtigste Element im Anforderungsprofil? Einige Jahre Berufserfahrung. Bachelor wird vorausgesetzt. Besser noch eine Zusatzausbildung dazu. Master braucht es nicht unbedingt.

Eine spannende Stelle, wie geht man bei der Suche vor? Diese Stelle gibt es nicht so häufig, Anzahl wächst in den Klinken mittlerweile jährlich. Die Arbeitsinhalte/-aufteilung ist überall etwas anders geregelt. Deshalb gut überlegen, welches Fachgebiet möchte ich? Es lohnt sich in einem Betrieb zu arbeiten, wo es dieses Stellenprofil schon gibt.

Und was verdient man? Einstiegslohn wie bei Pflege bei ca. CHF 85'000. Geht nach kantonaler Lohntabelle. Danach vor allem mit CAS eine Lohnklasse höher bis CHF 93'000 im Jahr. Auf Stunden gerechnet etwa der gleiche Lohn wie ein Assistenzarzt.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Assistenzärzten? Steht ihr euch im Weg oder funktioniert die Zusammenarbeit? Zusammenarbeit funktioniert grundsätzlich sehr gut. Gewisse Assistenzärzte machen vieles gerne selber, aber schätzen auch die Funktion an sich am meisten. Bei Urologie-Visiten ist Assistenzart immer dabei, wechseln uns manchmal etwas ab. Dokumentationen laufen parallel. Bei anderen Visiten geht man ganz alleine. Immer dabei ist jemand von der Pflege, die kennen die Patienten am besten. Und die Zusammenarbeit mit der Pflege? Sehr positiv, aber Stefan kommt aus diesem Bereich vorher, sprich «spricht die gleiche Sprache». Sind jeweils froh, dass diese Stelle geschaffen wurde. Keine Reibungen, sehr harmonisch. Austrittsmanagement organisiert die Pflege, Übergangspflege wird über Clinic Fachspezialist geplant, also eine geteilte Aufgabe.

 

Ein spannender Austausch mit vielen Inputs, Erfahrungen, Erklärungen und Tipps! Herzlichen Dank den drei Teilnehmen für den Einblick in ihre persönlichen Werdegänge.

Hier geht es zu den Informationen zum Alumni-Veranstaltungsangebot und dem Angebot der Career Services der OST.